8.3.2021

Mehr als Kinder, Küche, Kirche! 200 Jahre Kompositionen starker Frauen
Das Kammerensemble Konsonanz und der Pianist Albert Lau machen mit ihrem Programm weibliche Komponistinnen hörbar und führen in einem zeitlichen Rundumschlag Werke auf, die in der Zeit von 1842 bis 2020 entstanden. Anhand der Auswahl der Komponistinnen und des chronologischen Aufbaus des Programms werden die Umstände beleuchtet, in welchen die Künstlerinnen lebten und wie sie sich und ihre Musik präsentieren konnten.
Am Beginn des Konzertes steht ein Satz des frühromantischen Klavierquintetts der französischen Komponistin Louise Farrenc (1804-1875), die zu ihren Lebzeiten für ihre Arbeit geschätzt und deren Stücke vielfach aufgeführt, nach ihrem Ableben allerdings schnell wieder vergessen wurden.
Der Young Steinway Artist Albert Lau wird sich in stark variierenden Formationen von Klaviertrio, Streichquartett, Klavier solo bis Klavierquintett, um nur einige zu nennen, mit insgesamt 9 Streichinstrumentalist*innen des Kammerensemble Konsonanz die Bühne teilen.
Der Pianist Albert Lau lässt auch ein Stück seiner 2019 produzierten Debüt-CD erklingen. Sie trägt den Titel “Unveiled – Aus dem Schatten” und enthält eine Auswahl an Werken von Clara Schumann (1819-1896) und Fanny Hensel (1805-1847). Lau ist überzeugt, dass es die Aufgabe der konzertierenden Musiker ist, diese beiden Komponistinnen aus den Schatten ihrer berühmten Männer (des Ehemannes und des Bruders) hervorzuholen und ihren einzigartigen Werken eine Stimme zu verleihen.
Dass der musikalische Kanon im deutschen Konzertwesen sehr begrenzt ist und vorwiegend Komponisten beinhaltet, die männlich, weiß und europäischer oder US-amerikanischer Herkunft sind, und dass selbst aus dieser kleinen Gruppe immer wieder die selben großen Namen bedient werden, ist für das Verständnis des Kammerensemble Konsonanz ein großer Missstand. Daher versuchen die Streichinstrumentalist*innen aus Bremen in ihren Programmen Raum für selten gespielte Werke zu schaffen und stehen in Kontakt mit zeitgenössischen Komponist*innen verschiedener Herkunft. Ihr Debüt in der Berliner Philharmonie im Januar 2020 gaben die Musiker*innen unter anderem mit Werken von Efraín Oscher (*1974) und einer Auftragskomposition der jungen türkischstämmigen Ilgin Ülkü (*1993), die selbst als Geigerin im Konzert zu hören sein wird und deren Streichquintett den chronologischen Schlusspunkt des Konzertes bildet.
Mit weiteren Werken von Ethel Smyth, Sofia Gubaidulina, Lili Boulanger und Grażyna Bacewicz wirft das Programm “Mehr als Kinder, Küche und Kirche!” anhand der Lebensgeschichten der insgesamt 11 Komponistinnen Fragen über Chancengleichheit auf und macht den mühsamen Weg zur Gleichstellung der Geschlechter sichtbar. Es präsentiert einen Auszug aus der Geschichte der Frauenemanzipation sowie der Musikgeschichte, und vor allem: Es bringt leidenschaftliche, sensible und aufrüttelnde Musik aus 200 Jahren Geschichte zu Gehör, aus der Feder selbstbewusster, starker Frauen.